Montag, 9. März 2009

Der Rubel muss rollen...


…doch nicht für jeden. Ich habe mir über dieses Thema vor meiner Zeit in Russland nie Gedanken gemacht. Natürlich war mir bekannt, das es eine Inflation gibt und das Menschen bzw. die Wirtschaft unter so was leiden kann. Aber ich lebe seit dem ich denken kann in einem Land wo es eine stabile Währung gibt, zugegeben 11% Inflation gibt es auch beim Euro und das ist die höchste Inflation seit Jahren, aber für unser eins wird immer nur alles teurer. Mein Gehalt wird nicht weniger. Inflationsangleichungen werden in großen Firmen automatisch gemacht, natürlich keine 11% aber immerhin regelmäßig ein bisschen. Bafögsätze und Sozialhilfe werden erhöht und auch die Gehälter werden mehr. In Russland ist das etwas anders. Denn hier ist die Inflation ersten über 30% und zweiten passiert das innerhalb von drei Monaten. Als ich das erste Mal Russland besuchte, habe ich für ein Liter Milch genau 23 Rubel bezahlt. Das war im Oktober und der Rubel stand 36 Rubel = 1 Euro. Inzwischen kostet meine Milch 30 Rubel zu einem Kurs von 46 Rubel = 1 Euro…das ist in Euro Worten 0,56 EUR zu 0,53 EUR…wird sich jeder denken und sagen: Wo ist das Problem? Das Problem ist jedoch das eine Angestellte 800 EUR verdient, das waren im Oktober ca. 29000 Rubel und sind heute immer noch 29000 Rubel…auch wenn es laut Umrechung nur noch 690 EUR wert sind. In solchen Momenten bin ich dankbar, dass mein Bafög erhöht wurde und das ich Euro bezahlt werde, bekomme aber auch ein schlechtes Gewissen…denn ich komme nie mit meinem Geld hin. Für die Kollegen hier ist das allerdings ein echtes Problem, die Diskussionen werden regelmäßig geführt. Mein Praktikumsunternehmen verspricht die Situation im Auge zu behalten, aber das braucht Zeit. Übrigens das Durchschnittsgehalt liegt laut dem Russland Journal bei 500 Euro, stand Jan09.

Körperkontakt mit System – Metro in Russland


Ich habe oft von der Metro in Russland gehört, wie beeindruckend und schön sie sein sollte.
Ich habe dann immer gedacht, wie kann eine Metro schön sein? Inzwischen kann ich die Russen verstehen. Nicht nur das die Gebäude und Gewölbe Kunstmusen entsprechen, sondern auch das System das die Russen benutzen um den Berufsverkehr zu überleben. St. Peterburg hat etwa 5 Mio. Einwohner und wenn man morgens um 08.30 die Metro betritt gewinnt man den Eindruck, dass 2,5 Mio. Menschen davon mit der Metro zur Arbeit fahren.
Die Gänge sind überfüllt und vor den Rolltreppen staut es sich. Die Rolltreppen werden je nach Frequentierung von den Bediensteten umgestellt. Morgens führen somit zwei Rollstreppen in den Untergrund und eine hinaus und abends führen zwei Rolltreppen aus dem Untergrund und eine hinein. Auch hier gilt es wie in London, rechts stehen, links gehen und anstatt „mind the gap“ hört man hier „Ostorojno, dweri sakriwajutsja“ was soviel heißt wie „Türen schließen“. Dieser Satz wird vielen Handtaschen, Mäntel und Extremitäten zum Verhängnis, den anders wie in ich es aus Bremen kannte sind hier die Türen nicht mit einem Sensor versehen, der bei Widerstand die Tür noch mal öffnet. Frei nach dem Motto: „Wenn zu - dann zu“ Trotz der hohen Frequentierung bleibt häufig die zu erwartende Drängelei aus. Es gibt scheinbar ein unausgesprochenes System.
So konnte ich folgendes System während meiner unzähligen Fahrten mit der Metro feststellen. Es gibt zwei Arten von Haltestellen, die einen haben einen langen Bahnsteig wie man es von deutschen Bahnhöfen kennt. Hier gilt es eine bestimmte Beobachtungsgabe an den Tag zu legen. Dort wo die weißen Begrenzungsstreifen und den Bahnschacht abgenutzt sind, sind zu meist die Türen. In diesem Bereich wird sich bereits in einer Zweierreihe postiert. Immer schön einer nach dem anderen wie eine Perlenkette. Bei den anderen Haltestellen gib Türen in einer Wand, die einem den Zugang zum Abteil ermöglichen. Diese Türen öffnen sich beim Eintreffen der Untergrundbahn. Aber auch hier gilt das gleiche System, immer schön rechts und links anstellen. Wenn die Bahn nun eintrifft, werden erst mal die Menschenströme in die Freiheit gelassen. Danach beginnt der Zustieg. Der Zugstieg erfolgt nach dem System „nur ein Stop“, „zwei bis drei Stop“ oder längere Fahrt. Die Damen und Herren die eine längere Fahrt vor sich haben strömen in die Mittelgänge zwischen den Sitzreihen um ggf. einen Platz zu bekommen. Die „zwei bis drei Stop“ Kategorie, geht in die Bahn zur gegenüberliegenden Tür und dreht sich mit dem Gesicht zur Eingangstür. Zu guter letzt die „ein Stop“ Kategorie, diese Kategorie versucht sich während der Einstiegsphase unsichtbar zu machen und positioniert sich dann direkt vor die Eingangstür. Dann noch „die Nase einziehen“ und dann kann es losgehen. Ich bin immer furchtbar beeindruckt das das System funktioniert. Am Anfang habe ich mich diesem System nicht wissend widersetzt und habe dadurch oft schimpfe bekommen, oder sogar meinen Ausstieg verpasst weil zu viele Menschen im Weg standen. Wenn man sich jedoch einfügt, kann man bequem ohne unsittliche Berührungen und mit seinem Geldbeutel ans Ziel kommen. Denn nur Touristen fallen hier auf .